Jewelblog trifft: Willy Bogner

In diesem Frühjahr wurden die ersten Uhren der Kollektion Bogner by Junghans vorgestellt. Wir trafen Markenchef Willy Bogner und sprachen mit ihm und Junghans-Geschäftsführer Matthias Stotz über Voraussetzungen  für eine gute Partnerschaft, Gleichberechtigung und Willy Bogners Lieblingsuhr.

Willy Bogner liebt schlichtes Uhrendesign

Jewelblog: Von wem ging die Initiative zur Zusammenarbeit zwischen Junghans und Bogner aus?
Willy Bogner: Ich habe bei Junghans angerufen und meine Wünsche geäußert. Anschließend haben wir beide uns zunächst ein paar Mal getroffen und ausführlich beschnuppert. Schließlich wollten beide Seiten wissen, ob unsere Firmen auch zusammenpassen. Das Resultat zeigt meines Erachtens, dass dem tatsächlich so ist.

Jewelblog: Was war Ihr erster Gedanke, als Herr Bogner bei Ihnen anrief, Herr Stotz?
Matthias Stotz: Ganz ehrlich gesagt: Wir waren überrascht. An das stetig steigende Interesse von Medien und Öffentlichkeit an Junghans haben wir uns nach dem Neustart schon gewöhnt. Dass wir dabei auch das Interesse von Willy Bogner geweckt haben, ehrt uns natürlich. Allerdings waren wir auch ein wenig skeptisch: Junghans hat sich ja vor gar nicht allzu langer Zeit von einem Lifestyle-Konzern gelöst und ist als unabhängige Marke eher dem Weg des traditionellen Uhrenbaus gefolgt. Doch dann haben wir die Idee eingehend geprüft und sind zum Schluss gekommen: Hier könnten zwei deutsche Marken mit großer Geschichte und Erfahrung im Bereich Sport zusammenkommen. 1972 haben wir ja beide an unterschiedlichen Fronten an den Olympischen Spielen teilgenommen. Wir mit der Zeitmessung und Willy Bogner als Kameramann (Anmerkung: für den offiziellen Olympiafilm). Ich denke, diese Gemeinsamkeiten bilden eine gute Basis für die Kooperation.

Jewelblog: Was ist das besondere an Junghans?
Bogner: Ich denke, dass Junghans einen sehr sportlichen Markenkern aufweist, allein schon durch die revolutionären Zeitmessinstrumenten, die zu den Olympischen Spielen 1972 in München entwickelt wurden. Damit passt das Unternehmen schon einmal sehr gut zu einer sportlich ausgerichteten Lifestyle-Marke, wie wir das sind. Mir gefallen aber auch das über Jahrzehnte gepflegte Bewusstsein für Design und der hohe Qualitätsanspruch bis ins kleinste Detail. In all diesen Punkten herrscht eine große Übereinstimmung bei Bogner und Junghans.

Jewelblog: Haben Sie gezielt eine Marke mit Produktionsstandort Deutschland als Partner gesucht?
Bogner: Es war für uns nicht unbedingt ein entscheidender, aber ein willkommener Aspekt. Wichtiger war, dass wir beide ein ähnliches Markenverständnis haben: Wir haben die gleichen Wertvorstellungen – eben die Vorstellungen, die man mit dem Begriff „Made in Germany“ verbindet. Das hat die Zusammenarbeit doch erheblich erleichtert.

Jewelblog: Es gab ja vor einigen Jahren ja schon einmal eine Kollektion mit Bogner-Uhren, die sie mit einem anderen Partner realisiert haben. Wie unterscheiden sich die neuen Modellen von ihren Vorgängern?

Haben sich erst einmal beschnuppert: Willy Bogner und Junghans-Chef Matthias Stotz

Bogner: Die mit Junghans entwickelte Kollektion ist deutlich hochwertiger. Wir sehen die Uhren nicht als modisches Accessoire, sondern als vollwertige Zeitmesser, wenn ich das so sagen darf.
Stotz: Daher wollten wir auch keine Uhren in Lizenz bauen. Das hätte den Anspruch verwässert.
Bogner: Jedes Modell ist sowohl eine richtige Junghans-Uhr als auch eine richtige Bogner-Uhr. Wir wollen solide Zeitmessung präsentieren und haben uns dafür einen qualitativ hochwertigen Partner gesucht, mit dem wir langfristig zusammenarbeiten wollen.

Jewelblog: Wen sehen Sie als Käufer dieser Uhren?
Bogner: Da sind wir ganz offen. Es ist der bereits bestehende Bogner-Kunde, dem die Uhren vielleicht gefallen, aber auch der Uhrenfan, der sich anschließend für die Mark Bogner interessieren könnte.
Stotz: Die Bogner-Uhren sind ja auch bei uns im regulären Katalog gelistet. Ich denke, der Junghans-Käufer findet so seinen Weg zur Bogner-Bekleidung und Bogner-Träger entdecken ihren Sinn für Uhren von Junghans. Solche Synergieeffekte sind sicherlich keine Ausnahme. Wie Willy Bogner schon sagte: Beide Unternehmen zeichnen sich durch ähnliche Wertvorstellungen aus. Daher dürften sich auch die Käuferschichten teilweise überdecken.

Jewelblog: Wie viel Junghans ist in den Uhren? Und wie viel Bogner?
Stotz: Wir haben beide gleich viel Herzblut in die Uhren gesteckt.
Bogner: Die technische Ausführung liegt natürlich voll in den Händen von Junghans. Beim Design sind wir bei Bogner dafür stark involviert. Beide Seiten bringen das ein, wovon sie am meisten verstehen. Für mich ist das eine gute Basis für eine Partnerschaft.
Stotz: Jeder bringt seine Identität mit voller Leidenschaft mit ein. Aus technologischer Sicht haben wir hier sicher eine Junghans-Uhr. Für unseren Partner ist es eine Uhr, die den Spirit von Bogner wider spiegelt. Daher sehen sie auch beide Logos gleichberechtigt auf den Modellen.

Jewelblog: Bisher haben wir nur Herrenuhren gesehen. Warum gibt es bisher keine Damenmodelle?
Bogner:
Auch Damen tragen heute ja große und sportliche Uhren. Ich kann mir gut vorstellen, dass die erste Kollektion auch am Damenhandgelenk auftauchen wird.
Stotz: Wir wollten erst einmal eine recht eng gehaltene Kollektion präsentieren. Ich denke, die Uhren sind von der Linie her so gestaltet, dass sie auch von Damen getragen werden können. Die Midsize-Varianten (Anmerkung: 38 mm) ist im Vorfeld der Messe bei Damen sehr gut angekommen. Wir bieten also nicht nur Uhren für Herren an. Aber ich sage Ihnen auch, dass wir schon mit Sônia Bogner gesprochen haben. Seien Sie also gespannt und lassen Sie sich überraschen.

Willy Bogners Favorit: Willy Chronoscope

Jewelblog: Wo werden die Uhren erhältlich sein?
Stotz: Die Uhren sind wie gesagt in unserem Katalog voll integriert – ähnlich wie die Max Bill Uhren – und sie werden bei unseren Händlern erhältlich sein.
Bogner: Zudem präsentieren wir die Uhren in unseren eigenen Shops weltweit.

Jewelblog: Welchen Anspruch haben Sie an eine gute Uhr?
Bogner: Die blaue trifft das schon ganz gut. Nicht nur weil Blau meine Lieblingsfarbe ist. Sie hat ein relativ schlichtes und übersichtliches Design und lässt sich gut ablesen. Ich mag es nicht, wenn Designer zu viel in eine Uhr packen. Auf eine gute Uhr muss man sich immer verlassen können, egal wie tief man taucht oder ob man auf Berge steigt. Sie muss zum Skianzug genauso passen, wie zur Abendgarderobe – ein universeller Begleiter eben.

Jewelblog: Sie haben also die Uhr realisiert bekommen, die Sie bisher noch nirgends kaufen konnten?
Bogner: Das darf man durchaus so sehen.

 

Witold A. Michalczyk

Witold A. Michalczyk ist erfahrener Uhrenredakteur. Wenn er nicht gerade über aktuelle Trends oder historische Aspekte der Zeitmessung recherchiert, beschäftigt er sich mit Höhlenforschung und der Geschichte des Stummfilms. Witold A. Michalczyk lebt am Rand der Schwäbischen Alb.

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