Im Alter von 87 Jahren ist Raymond Weil, Gründer und Ehrenpräsident des nach ihm benannten Genfer Uhrenherstellers, am 27. Januar gestorben. Weil hatte sein Unternehmen 1976 mitten in der großen Krise der schweizerischen Uhrenindustrie gegründet und immer an den hohen kulturellen Wert der klassischen Armbanduhr geglaubt. Er war einer der Ersten, die Uhren als Luxusaccessoires betrachteten. Mit diesem Wagemut gehört Weil damit unbestreitbar zu den Protagonisten der Renaissance der mechanischen Armanduhr. Seine Vision war dabei stets nicht die Schöpfung von Uhren in exklusiven Preisregionen, sondern er wollte Zeitmesser von höchster Qualität und exklusivem Design zu erschwinglichen Preisen kreieren. Bis heute wird sein Gründungskonzept der Marke erfolgreich fortgeführt. Längst ist Raymond Weil fest in der Riege der großen Uhrenhersteller etabliert.
Der Erfolg begründet sich sicher auch darin, dass das Unternehmen einer der wenigen verbliebenen familiengeführten Uhrenhersteller der Schweiz ist. Ein Verkauf stand für ihn nie zur Debatte, auch wenn er mir immer mal wieder von dem einen oder anderen Angebot erzählte. Sein Schwiegersohn Olivier Bernheim steht an der Spitze der Firma und seine zwei Enkel Elie und Pierre Bernheim stehen ihm zur Seite.
Bis ins hohe Alter war Raymond Weil fast täglich in seiner Firma präsent. Meistens kam er dabei mit dem Motorroller, mit dem er sich viel schneller durch den Genfer Stadtverkehr schlängeln konnte, als mit dem Auto, wie er im Gespräch gerne betonte.
Während seiner Karriere hatte Raymond Weil mehrere gehobene Positionen in verschiedenen Berufsorganisationen inne: Er war Präsident der Genfer Uhrmachervereinigung, Vizepräsident des Lehrzentrums der Uhrmacherindustrie (CFH) und Mitglied des Fördervereins der Uhrmacher (FH) und weiterer Arbeitgeberverbände. Bis 1995 war er auch Präsident des Ausstellerkomitees der Internationalen Uhren- und Schmuckmesse Basel.
Außer der Uhrmacherei galt Raymond Weils große Liebe seiner Familie, der Malerei, der Luftfahrt und der Musik. Er war ein leidenschaftlicher Freund klassischer und lyrischer Musik sowie der zeitgenössischen Kunst.