Verschmähte Freiheit?

Das schöne an Schmuck ist, dass er eigentlich überhaupt nicht notwendig ist und vielleicht die größtmögliche Gelegenheit bietet, sich auszudrücken. Er kann den persönlichen Stil der Trägerin oder des Trägers unterstreichen, Reichtum demonstrieren, Stimmungen und Emotionen wiedergeben, Glauben und Aberglauben symbolisieren, ein modisches, künstlerisches oder gar politisches Statement sein und vieles andere mehr. Im Gegensatz zu Kleidung sind wir nicht gezwungen, jeden Tag Schmuck zu tragen. Es gibt keine „Schmuckuniform“, wie es Arbeitsuniformen gibt. Trotzdem scheinen diese unendlichen Möglichkeiten oft ungenutzt. Warum nehmen wir die Freiheiten, die Schmuck bietet, nicht oder nur geringfügig wahr? Was hält uns davon ab, auch einmal etwas Ungewöhnliches, Auffallendes zu tragen? Gewiss, aufzufallen kann unangenehm sein. Bei der Mode ist diese Zurückhaltung jedoch weniger zu spüren. Warum dann beim Schmuck?

Als wir mit schmeicheleinheiten.de am vergangenen Wochenende einige Schmuckstücke auf der Zwickauer Kunst- und Kulturmeile präsentierten, zogen diese zwar die Aufmerksamkeit auf sich, doch des Öfteren bekamen wir auch zu hören: ich bin zu alt oder: das ist nur was für Junge. Ist Alter denn ein Grund, sich nichts Neues mehr zu gönnen und sich mit den Dingen zufrieden zu geben, die bereits etliche Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte hinter sich haben? Die schon angelaufen sind oder vielleicht nicht einmal aus hochwertigen Materialien bestehen? An Liebgewonnenem festzuhalten, ist in Ordnung. Doch sollten wir kurz reflektieren, ob das Altbewährte uns am Herzen liegt, weil es für eine bestimmte Erinnerung oder ein Gefühl steht, oder bloß, weil wir uns daran gewöhnt haben. Wir hörten auch noch einen anderen Einwand bei dieser Ausstellung: das ist aber ganz schön groß, bunt, auffällig. Auch diese Äußerung ist in Ordnung, sofern nicht die Kleidung des Vortragenden etwas anderes vermuten lässt. An Farbigkeit in der Mode wagen sich inzwischen viele heran, aber im Schmuck gewinnt die Vorsicht dann doch schnell wieder die Überhand. Wie gut, dass sich durch preiswerten Modeschmuck diese Hemmschwelle leicht überwinden lässt. Denn ab und zu sollten wir die uns selbst auferlegten Fesseln sprengen und einfach einer Laune folgen, sei es nun in der Kleidung, im Mode- oder Designschmuck.

Foto: Schmuck von Tanja Hartmann und Apero switzerland – über schmeicheleinheiten.de

Jeannine Reiher

Jeannine Reiher schreibt seit über 15 Jahren über Funkelndes, Originelles und Außergewöhnliches, über große Marken und junge Einzeldesigner. Damit diese nicht nur im Blog und in Fachmagazinen Aufmerksamkeit erhalten, unterstützt sie diese gern auch mit Texten und PR-Arbeit. www.schmuck-pr.de

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