Jewelblog trifft: Jordi Cobelens, CEO von TW Steel

„Wir gehen jetzt einen Schritt weiter“

Jordi Cobelens ist entspannt und locker wie immer, als wir ihn zum Interview treffen. Dabei hat er für seine Uhrenmarke eben zwei wichtige neue Schritte verkündet. Zum einen eine Ergänzung der Modellpolitik. Zum anderen ist TW Steel eine neue Sponsorenpartnerschaft eingegangen. Cobelens zeigt auf das Motorrad auf dem TW Steel-Stand. Ob ich auch Motorrad fahre? Leider nur Motorroller. Aber bevor wir über dieses Engagement sprechen, kommen die neuen Uhren zum Zuge.

Jewelblog: Auf welchen Modellen liegt der Fokus von TW Steel in diesem Jahr?
Jordi Cobelens: Unser Fokus liegt auf den Slimline-Modellen. Darin spiegelt sich auch die leicht veränderte Ausrichtung von TW Steel wieder. Bisher hatten wir ja einen Schwerpunkt auf den sehr großen Armbanduhren. Sie haben uns so stark gemacht. Wir wollen in diesem Segment auch weiter der Marktführer bleiben. Es gibt aber einen neuen Trend: Die Menschen wollen weiterhin XL-Uhren tragen, aber suchen nach Modellen, die etwas mehr gehobener oder eleganter sind. Mit der Pilot-Linie haben wir bereits im vergangenen Jahr auf diesen Wunsch reagiert: Sie ist etwas flacher als unsere anderen Modellen und geht schon in Richtung eine Dress-Watch. Mit der Slimline gehen wir jetzt noch einen Schritt weiter.

 Jewelblog: Was darf man bei TW Steel unter dem Begriff Slimline verstehen?
Jordi Cobelens: Sehr flache Uhren, aber weiterhin in unserem bekannten Oversized-Look, die perfekt zur Business-Kleidung passen. Unsere Zielgruppe ist dabei ein junges Business-Publikum. Also Menschen, die zwar wegen ihres Berufs einen Anzug tragen, aber keine Lust auf eine klassische Armbanduhr haben. Die Slimline nimmt Elemente des traditionellen Uhrenbaus auf, interpretiert sie aber im Design einer jungen Fashion-Marke.

Slimlinemodelle und Motorräder: Jordi Cobelens entwickelt Marke und Modelle konsequent weiter

Jewelblog: Bedeutet das auch eine preisliche Anpassung nach oben?
Jordi Cobelens: Überhaupt nicht. Die Uhren beginnen bei 279 Euro und bleiben damit in dem von uns bekannten Rahmen. Wir werden da nichts Verrücktes in dieser Richtung unternehmen.

Jewelblog: Seit diesem Jahr ist TW Steel auch Sponsor im Motorradsport. Das Engagement in der Formel 1 gibt es ja auch noch. Wie kann sich eine junge Uhrenmarke das leisten?
Jordi Cobelens: Naja, wir verkaufen rund um die Welt schließlich schon ein paar Uhren. Diese Präsenz ist für uns sehr wichtig. Wir können damit der Marke eine Identität geben. Die Händler und Partner nutzen dieses Sponsorship, um lokale Märkte gezielt zu aktivieren. Die Präsenz bei einem Formel-1-Team bringt eine starke Aufmerksamkeit beim Publikum. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist bei dieser Art der Werbung letztlich sehr gut.

 Jewelblog: Es zeigt ja auch die Stärke einer Marke, wenn man beim Motorsport wirbt. Vermutlich gibt es da eine lange Liste von Bewerbern, die sich hier zeigen wollen?
Jordi Cobelens: Irgendwann kommt da natürlich das Geld ins Spiel. Ohne ein dickes Scheckbuch braucht sich keine Marke Hoffnungen machen. So nüchtern muss man das sehen. Aber natürlich sind die Formel-1-Teams immer auch darauf bedacht, ihren Markenwert zu schützen. Daher wird schon darauf geachtet, wer werben darf. Und der Markenwert eines Sponsors ist dabei ein mit entscheidender Aspekt. Man muss schon eine starke Marke sein, um überhaupt von einem Fomel-1-Team wahrgenommen zu werden.

Jewelblog: Es gibt ja unterschiedlichste Rennserien. Warum kommt jetzt die Ausweitung in Richtung Motorradsport?
Jordi Cobelens:Wir wollten schon immer etwas mit Motorrädern machen. Motorradfans sind eine ganz eigene Welt. Die MotoGP hat sehr viele treue Anhänger und ist für Motorräder das, was die Formel 1 für Autosportfans ist. Mit dem Yamaha-Team haben wir da einen sehr guten und renommierten Partner, der bereits zahlreiche WM-Titel gewonnen hat. Wir sind ja nicht nur ein weiteres Sponsor des MotoGP-Teams, sondern sind offizieller Lizenz-Partner von Yamaha. Ein Status, den bisher übrigens kein anders Unternehmen in der Kooperation mit Yamaha hatte. Das erweitert beispielsweise unsere Distribution: Yamaha hat 33 000 Händler rund um den Globus. Natürlich werden nicht alle von ihnen Uhren von TW Steel verkaufen. Aber es gibt sehr viele Lifestyle-Geschäfte von Yamaha, in denen es passende Kleidung und Accessoires gibt. Und wir glauben, dass dort auch ein Interesse für unsere Uhren besteht.

„Man muss schon eine starke Marke sein, um überhaupt von einem Fomel-1-Team wahrgenommen zu werden“, betont Cobelens

Jewelblog: Wird es auch Sondermodelle für Yamaha geben?
Jordi Cobelens: Ja, die ersten werden demnächst erhältlich sein.

Jewelblog: Wie läuft so eine Designpartnerschaft ab? Nimmt Yamaha da großen Einfluss auf die Gestaltung?
Jordi Cobelens: Es ist eine sehr gesunde Partnerschaft: Sie wissen, dass wir eine sehr hohe Kompetenz im Uhrendesign haben und reden uns deshalb nicht rein. Selbstverständlich sind wir am Anfang zusammen gesessen und haben gemeinsam Grundzüge des Designs entwickelt: „Welche Farben gehen? Welche Funktionen sollen die Uhren haben? Und so weiter.“ Aus dieser Basis haben wir dann Uhren entwickelt und präsentiert. Bei Yamaha waren die Verantwortlichen sofort von unseren Ideen begeistert. Das zeigt uns, dass wir die gleiche Denkweise haben – eben ideal für eine Partnerschaft.

Witold A. Michalczyk

Witold A. Michalczyk ist erfahrener Uhrenredakteur. Wenn er nicht gerade über aktuelle Trends oder historische Aspekte der Zeitmessung recherchiert, beschäftigt er sich mit Höhlenforschung und der Geschichte des Stummfilms. Witold A. Michalczyk lebt am Rand der Schwäbischen Alb.

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