SIHH 2014: Lange und die Ewigkeit des Mondes

Ein Regulator aus dem Jahr 1807 war gestalterisches Vorbild für das Zifferblatt

Technische Meisterleistung…Bewahrung der Traditionen…ästhetische Perfektion… Ach was: Es ist eine typische Lange. Mehr muss man über die Richard Lange Ewiger Kalender „Terraluna“ eigentlich gar nicht sagen. Das neue Modell von A. Lange & Söhne ist schon jetzt ein absolutes Highlight des noch jungen Uhrenjahres. Denn den Designern und Uhrmachern aus Glashütte ist es wieder einmal gelungen, Technik, Ästhetik und Tradition in einer Uhr zu verbinden.

Eine Fülle von Infomationen

Zugegeben: Auf den ersten Blick ist die Anzeige auf dem Zifferblatt etwas gewöhnungsbedürftig. Ganz oben steht der große Minutenkreis. Darunter befinden sich, nach rechts und links versetzt, die kleineren Zifferblätter für Stunde und Sekunde. Und hier kommen wir zur Historie. Denn die Aufteilung entspricht Johann Heinrich Seyfferts Regulator aus dem Jahr 1807, der in der weltberühmten Uhrensammlung des Mathematisch-Physikalischen Salons in Dresden zu sehen ist. Das charakteristische Großdatum ist bei zwölf Uhr untergebracht. Diese Darstellung des Datums ist für Lange so typisch, dass erwähnt werden muss, das sie hier erstmals in einer Uhr aus der Linie Richard Lange eingesetzt wird. Zwei kleinere Fenster zeigen die Wochentage (links) und Monate (rechts). In einem kleinen runden Fenster rechts neben der 15 des Minutenkreises befindet sich die Schaltjahresanzeige. Alle Kalenderanzeigen schalten sprunghaft weiter und sind so jederzeit eindeutig ablesbar. Um die für den Schaltvorgang benötigte Kraft so gering wie möglich zu halten, wird die notwendige Energie über eine Kurvenscheibe kontinuierlich aufgebaut und um Mitternacht auf einmal freigesetzt. Korrigiert werden muss der Ewiger Kalender im Jahr 2100.

Die 45,5 Millimeter Gehäusedurchmesser (wahlweise in Rot- oder Weißgold) sorgen dafür, dass sich die Anzeigen ästhetisch Ansprechend verteilen und die Ablesbarkeit gewahrt bleibt.

Kraft für 14 Tage

787 Teile, 80 Rubine und 16,5 Millimeter Bauhöhe: Das Handaufzugswerk beeindruckt auch mit seinen Zahlen

Als letzte Anzeige auf dem Zifferblatt ist eine unscheinbare Scheibe bei sechs Uhr. Sie verweist auf die Energiereserve des Manufakturwerks L096.1. Mit zwei starken Aufzugsfedern sorgt dessen Doppelfederhaus für eine enorme Gangreserve von 14 Tagen. Damit der Gang der Uhr über den gesamten Zeitraum stabil bleibt und damit die Genauigkeit am Ende der Laufzeit nicht nachlässt, wurde ein aufwendiges Nachspannwerk vor die Unruh geschaltet und so ein konstantes Drehmoment gesichert. Das Ergebnis ist eine gleichbleibende Amplitude und eine hohe Ganggenauigkeit vom ersten bis zum letzten Tag.

Exakter Mond

Die Art der Mondphasenanzeige wurde bisher noch nie in einer Armbanduhr realisiert

Die spannendste technische Innovation der Terraluna ist auf der Werkseite zu entdecken: Dort zeigt die zum Patent angemeldete Mondphasenanzeige erstmals in einer Armbanduhr die jeweilige Konstellation des Mondes im Verhältnis zu Erde und Sonne. Die Anzeige besteht aus drei Scheiben. Auf einer Himmelsscheibe umkreist der durch eine runde Aussparung sichtbare Mond die Erde gegen den Uhrzeigersinn. Dabei folgt er der synodischen Umlaufzeit von 29 Tagen, 12 Stunden, 44 Minuten und 3 Sekunden so exakt, dass die Anzeige erst nach 1058 Jahren um einen Tag korrigiert werden muss. Darunter dreht sich eine Mondscheibe mit zwei runden Neumonddarstellungen. Durch die Aussparung in der Himmelsscheibe lässt sich die Mondphase ablesen. Die Unruh nimmt in der Anordnung die Position der Sonne ein. Bei Neumond steht der dunkle Mond zwischen Erde und Sonne. Bei Vollmond erscheint er als helle Scheibe auf der entgegengesetzten Seite der Erde. So lassen sich Mondposition und -phase gleichzeitig ablesen

Im Zentrum der Anzeige dreht sich die Erde einmal täglich um ihre Achse. Die umlaufende 24-Stundenskala bietet eine zeitliche Orientierung für die nördliche Hemisphäre. Für die Beschichtung der Himmelsscheibe wurde ein besonderes Verfahren gewählt. Durch Interferenzeffekte werden dabei alle nicht-blauen Farbanteile des einfallenden Tageslichts absorbiert. Das Ergebnis ist eine tiefblaue Farbfläche, auf der die mehr als tausend Sterne kontrastreich und scharf konturiert dargestellt sind.

 

Witold A. Michalczyk

Witold A. Michalczyk ist erfahrener Uhrenredakteur. Wenn er nicht gerade über aktuelle Trends oder historische Aspekte der Zeitmessung recherchiert, beschäftigt er sich mit Höhlenforschung und der Geschichte des Stummfilms. Witold A. Michalczyk lebt am Rand der Schwäbischen Alb.

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