„Luxuszeitmesser, mit intelligenter Zusatzfunktion“
Keine andere Marke hat sich das Thema Uhren für Golfer so zentral auf die Fahnen geschrieben wie Jaermann & Stübi. Im Gespräch erzählt Urs Jaermann, der die Marke gemeinsam mit Pascal Stübi gegründet hat, wie er auf die Idee kam, eine Uhr für Golfer zu bauen, welche Belastungen eine Uhr beim Golfspielen aushalten muss und dass auch Nicht-Golfer von den Uhren profitieren.
jewelblog: Jaermann & Stübi ist bekannt für seine Uhren für Golfer. Wie sind Sie darauf gekommen, diese beiden Themen zu verbinden?
Urs Jaermann: Ich war immer begeistert von mechanischen Uhren und habe seit meiner Jugend immer eine hochwertige Armbanduhr wie eine Jaeger-LeCoultre Memovox, eine Blancpain oder eine Rolex Bubble Back getragen. Nach einem Aufenthalt in den USA kam ich als Golfnovize nach Europa zurück. Dabei war das Zählen der Schläge für mich ein Thema, und ich wunderte mich, warum es keine schöne mechanische Uhr gab, die dabei behilflich war. Das war die Geburtsstunde der Idee zu Jaermann & Stübi.
jewelblog: Warum brauchen Golfer eigentlich spezielle Uhren?
Jaermann: Unsere Uhren sind Luxuszeitmesser, die eine intelligente Zusatzfunktion für Golfspieler besitzen. Von daher sind unsere Uhren ein Ausdruck des Stils eines Spielers und eine schöne Hilfe beim Zählen der Schläge. Sei es für einen selber auf einer Übungsrunde oder für den Mitspieler bei einem Turnier. Augrund der Kräfte die beim Golfspiel auftreten, braucht eine mechanische Uhr, die beim Golfspielen getragen wird, einen besonderen Schutz, einen Shock-Absorber.
jewelblog: Wie haben Sie das Problem der Belastung auf das Uhrwerk beim Abschlag gelöst?
Jaermann: Die von uns selber entwickelte und gebaute Komplikation für das Zählen der Schläge war von Beginn an auf die Kräfte beim Golfspiel konzipiert und hält Beschleunigungen bis 2000 G (Anm: das 2000-fache der normalen Erdbeschleunigung; red.) aus. Beim Werk haben wir uns für eine sehr moderne und robuste Konstruktion entschieden, das Kaliber A10 von Soprod. Zudem schützen wir Werk und Komplikation mit einem Shock-Absorber.
jewelblog: Ist dieses System nur im Labor getestet worden oder haben Sie die Technik beim Golfen getestet, bevor sie in Serie ging?
Jaermann:Anhand bestehender und zugänglicher Daten hatten wir Ansätze über die Beschleunigungskräfte die auf die Uhr einwirken: 110 G bei einem Drive von 200 Meter. Aufgrund dieser Daten haben wir dann den Shock-Absorber konzipiert.
Aus der Null-Serie haben wir fünf Uhren bei Chronofiable im Labor auf Shocks getestet. Gleichzeitig haben wir eine weitere Uhr bei einem Golf Pro in einen Dauer-Feld-Test gegeben. Beide Tests haben die Uhren sehr gut bestanden, und daraufhin sind wir in Serie gegangen.
In einer zweiten Phase haben wir mit einer Uhr, die mit Beschleunigungs-Sensoren auf dem Zifferblatt ausgerüstet war, einen Feldversuch mit einem Pro und einem Amateur gestartet. Diese Uhr hatte keinen Shock-Absorber, weil wir die wirklichen Kräfte auf dem Werk beim Golfspiel wissen wollten. Dabei haben wir die Beschleunigungskräfte auf drei Achsen messen können, die auf das Werk einwirken. Die Spitzenkräfte die beim Treffmoment beim Golfspiel auf das Werk einwirken bewegen sich im Rahmen von 20 bis 30 G. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Beschleunigungskräfte bei unserer Uhr und unserer Konstruktion geringer waren, als ursprünglich von uns aufgrund der bestehenden Daten angenommen.
Mit diesen Daten haben wir dann einen weiteren Labortest durchgeführt und jeweils eine Uhr mit und eine Uhr ohne Shock-Absorber den exakt gleichen Kräften augesetzt, wie sie beim Golfspiel auftreten. Dabei hat sich gezeigt, dass unser Shock-Absorber die Kräfte um mehr als 50 Prozent auf allen drei Achsen reduziert.
jewelblog: Wie viele Prototypen sind bei der Entwicklung auf der Strecke geblieben?
Jaermann: Beim Labortest bei Chronofiable sind zwei Uhren „auf der Strecke“ geblieben, das heißt sie haben ohne die Drücker zu betätigen geschaltet oder sind nicht mehr genau gegangen. Dies allerdings erst bei Shocks von 4500 G, also mehr als dem zehnfachen eines Golfschwungs. Im Sinne von einer Zerstörung ist keine Uhr „auf der Strecke“ geblieben.
jewelblog: Welche technischen Besonderheiten, neben dem Shock-Absorber, machen ihre Uhren für Golfer besonders attraktiv?
Jaermann: Wir haben eine eigene mechanische Komplikation für das Zählen beim Golfspiel entwickelt und patentiert: Anzahl der Schläge auf dem jeweils gespielten Loch, Gesamtscore nach einer Golfrunde – im Normalfall nach 18 Löchern – und eine retrograde Anzeige für das gespielte Loch. Über die Drehlünette kann der gespielte Score mit dem jeweiligen Handicap verglichen werden.
Die Drücker für das Betätigen des Zählmechanismus sind auf der linken Seite der Uhr angebracht, damit sie beim Golfspiel das Handgelenk nicht stören und auch nicht vom Handschuh, den man an der linken Hand trägt, abgedeckt werden.
Das neueste Modell Trans Atlantic hat zudem auf der Drehlünette eine zweite Skala mit einer Tabelle, welche die häufigsten Distanzen beim Golfspiel jeweils in Meter und in Yard anzeigt. Weil im angelsächsischen Raum alle Distanzen auf den Golfplätzen in Yard angegeben sind und wir es gewohnt sind, den richtigen Schläger für eine Distanz in Meter zu wählen, möchten wir den Golfern bei der Umrechnung helfen.
jewelblog: Gibt es auch explizite Damenvarianten in der Kollektion?
Jaermann: Wir haben an der Baselworld 2012 das Modell Queen of Golf, unsere erste Damenuhr in einem 38 Millimeter Gehäuse präsentiert. Das Modell wird vor Ende des Jahres an den Fachhandel ausgeliefert.
jewelblog: Sind in ihnen die gleichen technischen Funktionen integriert?
Jaermann: Das Modell Queen of Golf hat als Basis die gleiche mechanische Komplikation zum Zählen der Schläge beim Golfspiel und das identische Werk wie die anderen Uhren von Jaermann & Stübi. Aus Platzgründen wurden die retrograde Anzeige für das gespielte Loch und die Drehlünette für den Handicapvergleich weggelassen. Die wichtigsten Funktionen wie auch der Shock-Absorber und die Anordnung der Drücker sind geblieben.
jewelblog: Auch in anderen Sportarten gibt es starke Belastungen auf ein Uhrwerk, beispielsweise im Tennis. Wird die von Ihnen entwickelte Technik irgendwann einmal auch in Uhren für diese Sportarten geben?
Jaermann: Im Prinzip kann man unsere Uhren bei allen Sportarten einsetzen, bei welchen hohe Beschleunigungskräfte auftreten. Die Modellreihe Royal Open welche für den Golfspieler mit niedrigem Handicap entwickelt worden ist und keinen Zählmechanismus hat, eignet sich bestens dafür. Wir werden jedoch keine Zusatzfunktionen für andere Sportarten entwickeln, weil wir uns auf Golf als Sportart und Lebensstil konzentrieren wollen.