jewelblog trifft: Joey Kelly (Teil 2)

Im ersten Teil unseres Gesprächs hat Joey Kelly Einblick in seinen engen Terminplan gegeben und erklärt, warum Extremsportler das Gewicht einer Uhr egal sein kann. Heute berichtet der Botschafter der Uhrenmarke Sector vom Flow beim Laufen und warum Musik Familiensache ist.

jewelblog: Dein Terminkalender ist ja gut gefüllt. Bleibt Dir eigentlich noch Zeit für Musik?
Kelly:
Ich mache keine Musik mehr, das schaffe ich einfach zeitlich nicht mehr. Ich möchte aber auch keine Musik für mich alleine machen. Musik war für mich immer etwas, das ich mit der Familie gemacht habe. Es war eine tolle Zeit, die ich nicht vermissen möchte. Aber ich würde die Musik, die ich und wir damals gemacht haben, selber nicht kaufen. Daher möchte ich das auch keinem mehr als Solomusiker antun (lacht).

"Ich würde die Musik, die ich und wir damals gemacht haben, selber nicht kaufen."

jewelblog: Privat nimmst Du aber die Gitarre in die Hand?
Kelly:
Eigentlich nicht. Es ist zwar schade, aber ich habe keine Zeit dafr. Auf der anderen Seite vermisse ich das aber auch nicht. Wir haben das so lange und so intensiv gemacht, dass ich jetzt eben eine Pause davon brauche.

jewelblog: Das hört sich aber nicht nach einem generellen Nein an?
Kelly:
Wenn ich denke, dass mir Musik wieder Spaß macht, fange ich damit wieder an. Man kann Musikmachen viel mehr genießen, wenn man keinen Druck hat. Wenn man nicht davon abhängt, Erfolg zu haben und Geld damit zu verdienen, erlebt man die Musik nochmal ganz anders. Aber im Augenblick kann ich sagen: Das Kapitel ist für mich abgeschlossen.

jewelblog: Welche Musik hörst Du privat?
Kelly:
Da lasse ich mich schwer festlegen. Es gibt zurzeit in Deutschland viele gute Bands und Musiker. Zum Beispiel ist Xavier Naidoo meines Erachtens ein begnadeter Sänger und fantastischer Performer. Herbert Grönemeyer macht seit Jahren gute Musik. Und wenn wir im Bereich Rockmusik schauen, ist Rammstein sicherlich im Augenblick die beste deutsche Band – musikalisch, aber auch die Show ist fantastisch. Es ist kein Zufall, dass sie auch international so erfolgreich sind. Ich bin ein absoluter Rammstein-Fan.

jewelblog: Kommen wir nochmal zum Sport: Wie oft fragst Du dich während eines Wettbewerbs: Warum mache ich das eigentlich?
Kelly:
Das kommt immer noch vor. Heute ist das aber selten; früher kam die Frage schon häufiger. Ich weiß heute: Das ist ein Tiefpunkt, der überwunden wird. Es ist die Hysterie des Körpers, der nach Komfort schreit. Diesen Punkt muss man überwinden. Und dennoch verläuft jeder Ultrawettkampf gleich: Am Anfang freut man sich über den Start, dann kommt der Tiefpunkt und das ganze endet in Quälerei – da sollte man anderen nichts vormachen. Wenn man dann die Ziellinie überquert hat und weiß, wofür man es gemacht hat, kommt eine unglaubliche Freude auf. Man zehrt von dem schönen Erlebnis. Vielleicht ist es so ähnlich, als wenn man ein Kind kriegt. Wobei ich allerdings glaube, dass die wenigsten Männer eine Geburt überstehen würden.

"Es ist die Hysterie des Körpers, der nach Komfort schreit. "

jewelblog: Kommt bei solchen extremen Läufen auch mal ein Punkt, an dem es von alleine weiter läuft?
Kelly:
Diesen Flow, wenn man in einen Rhythmus reinkommt und scheinbar alles von alleine läuft, gibt es. Man erreicht ihn aber erst mit ausreichendem und dauerndem Training. Ich denke, Ausdauersport ist für jeden machbar, der ein wenig Disziplin hat. Jeder kann sich das erarbeiten.

jewelblog: Kann jeder einen Marathon laufen?
Kelly:
Sofern er gesund ist, steht dem nichts im Weg. Die Zeit ist doch am Anfang egal. Wenn der Marathon dein Ziel ist, schaffst Du ihn auch. Vor zweieinhalb Jahren habe ich Rainer Callmund, 62 Jahre alt und 170 Kilogramm schwer, zum Halbmarathon gebracht und er hat im Training auch noch 30 Kilogramm abgenommen. Er ist die Strecke als Walking-Variante gelaufen, aber er sollte ja auch kein Profi werden, sondern Spaß an der Sache haben.

jewelblog: Gibt es noch eine sportliche Herausforderung für Dich?
Kelly:
Es gibt eine ganze Reihe harter Wettkämpfe, die ich noch nicht gemacht habe. Gerne möchte ich einmal am „Spartathlon“ in Griechenland teilnehmen: 245 Kilometer nonstop in maximal 36 Stunden. Dafür muss man sich qualifizieren und das hat bisher noch nicht in meine Planung gepasst. Solche Herausforderungen sind nicht unbedingt härter als das, was ich bisher gemacht habe, aber es sind eben Klassiker, und davon gibt es noch einige.

Fotos: Marion Mutschler / Sector

Witold A. Michalczyk

Witold A. Michalczyk ist erfahrener Uhrenredakteur. Wenn er nicht gerade über aktuelle Trends oder historische Aspekte der Zeitmessung recherchiert, beschäftigt er sich mit Höhlenforschung und der Geschichte des Stummfilms. Witold A. Michalczyk lebt am Rand der Schwäbischen Alb.

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1 Kommentar

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